Die Entwicklung des Königsschießens in der Schützengesellschaft

Das Schützenfest in der Schützengesellschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte einem stetigen Wandel unterzogen, an dessen Traditionen die heutige Schützengesellschaft angeknüpft hat.



Wie diese Postkarte zeigt, wußten auch unsere Vorfahren schon Feste zu feiern

Das Hauptfest der wehrhaften Bürger war ihr Waffen oder Schützenfest (Schützenhof). Es wurde außerdem seit 1404 der Aureustag (16. Juni) festlich begangen, sowie das Fronleichnamsfest, und für jenen Tag besonders hat sich bis heute die wohl seit 1405 bestehende alte Sitte, die Prozession feierlich zu begleiten, fortgeerbt.

"Früh morgens nach gehaltenem Gottesdienste, ehe die Prozession anfängt, zieht die Bürgerschaft, nach ihren Rotten eingeteilt, unter Anführung des Stadthauptmannes unter dem Gewehr mit der Stadtfahne und klingendem Spiel zum Bergtore hinaus. So begleitet sie die Prozession und giebt bei Absingung der vier Evangelien jedesmal eine Salve."
Auch lange Zeit hindurch hat es noch Freibier und Salzkuchen (aus der Kämmereikasse bezahlt) gegeben. - Das Schützenfest oder der Schützenhof wurde gewöhnlich kurz vor der Ernte im August oder auch früher im Juli gefeiert. Die feierliche Begehung dieses Festes, welches drei Tage nach einander stattfand, ist mit geringer Ergänzung stets dieselbe geblieben. Schon Wolf berichtet auch darüber, dass stets unter Anführung des Schützenhauptmanns die Schützen mit ihrer Fahne und Musik, aus der Stadt zum Schützenhaus ziehen. Hier wird nun an verschiedenen Standorten, die im Laufe der Jahre sich vermehrt haben, geschossen. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es nur ein Schiessen:
1) auf den Vogel, 2) auf den Ochsenstand, 3) auf die Eidscheibe rechts und
4) auf die Eidscheibe links.
Hierzu trat alsbald (wenigstens 1815 erwähnt) ein Schiessen auf den Hirsch, Seit 1830 trat statt sogenanntes "Hammelschiessen" das "Silberschiessen" ein. An dem Schützenauszuge musste der Schützenordnung gemäss ein jeder sich beteiligen, welcher mitschiessen wollte. Ausdrücklich wird dies hervorgehoben in einem Schreiben vom 30. Juni 1735 der "Siebener" an den Stadtschultheissen, Bürgermeister und Rat. In der Schützenordnung von 1806 heisst es, dass Richter, Medizinalräte, Kammersekretäre, Kanzlei-Inspektoren und Kapläne an dem Schützenauszuge teilnehmen oder sich genügend entschuldigen mussten. Hierüber liegt dann eine Fehlliste vom 16. August 1807 vor. Die ganze Stadt, hoch und niedrig, nahm an dem Feste teil; namentlich kamen auch zur Teilnahme herbeigeeilt die Schützen aus den benachbarten Städten, und das freundschaftliche Verhältnis zu ihnen wurde dadurch ein engeres. So schreibt Prof. Jäger pag. 43:

"Das letzte grosse Fest befreundeter Städte vor dem Jahre 1550 hatten die Duderstädter Schützen in Heiligenstadt mitgefeiert. Da hatten ihnen am Ende des Festes nach althergebrachtem holdem Brauch die vornehmsten Jungfrauen der Stadt, festlich gekleidet, begleitet von Ratsherren, Stadtpfeifern und Trabanten als Ehrengabe einen kostbaren aus Perlen gestickten Kranz überreicht. Die Duderstädter hatten den Kranz, mit zierlichen Worten dankend, angenommen; einer von ihnen hatte den Kranz aufs Haupt gesetzt, und so war der Zug in feierlichem Tanze hinter der Musik über den Schiessplatz gezogen. Mit der Annahme dieses Kranzes erkannten die Empfänger die Verpflichtung an, das nächste grosse Schiessen zu veranstalten. Daher heisst es im Eingange des im Jahre 1550 von der Stadt Duderstadt erlassenen Einladungsschreibens wie folgt: "Den Erbarn und Weisen Bürgermeistern und Radt der Stadt Northausen sampt Kleinotsmeistern und gemeinen Schiessgesellen der Büchsenschützen daselbst, unsern guten Freunden, entbieten wir Schultheiss, Bürgermeister und Radt, Schützen und Schiessgesellen der Stadt Heiligenstadt, unsern lieben Nabern und gute Freunde, in ihrer vorsamleten gesellschaft der Büchsenschützen unsern dahin abgefertigten Schützen und Schiessgesellen mit einem wohlgezierten Krantz vorehrt und also fürder den Schützenhof zu haltend heimgestellt haben, und wir dann itzo von denselbigen unsern Schützen und Schiessgesellen erinnert und umb nachlassung, solche kurzweilige, lustbarliche gesellschaft anzurichtend und zu haltend, gebeten wurden sein, so haben demnach wir solche kurzweilige und erbarliche und ergetzliche gesellschaft aus den Handroren zu schiessen freundlicher meinung gewilligt und zu des behuff den Sontag Trinitatis, den ersten Tag des Brachmonds negstkünfftig ernent und angesetzt."

Auch das Einladungsschreiben der Mühlhäuser Schützen vom .Jahre 1615 liebt wiederum ganz besonders hervor, dass "die Schiessen und andere dergleichen Übungen nicht allein auf Kurzweil, sondern auch fürnehmlich dahin gerichtet seien, dass zwischen den umliegenden Städten guter Wille, Freundschaft und nachbarliche Einigkeit gepflanzt, erhalten und gemehret werde." Der Kreis der damals eingeladenen Schützen war ein recht grosser und erstreckte sich auf: Arnstadt, Allendorf, Bleicherode, Büttstedt, Creutzburg, Cassel, Clausthal, Duderstadt, Tennstädt, Treffurt, Erfurt, Eisenach, Eschwege, Einbeck, Eisleben, Ellrich, Facha, Fulda, Frankenberg, Frankfurt a. M., Gotha, Göttingen. Greussen, Geisa, Goslar, Heiligenstadt, Homburg i. H., Hersfeld, Halberstadt, Jena, Ilmenau, Kindelbrück, Meiningen, Mansfeld, Münden, Northeim, Nordhausen, Naumburg, Ohrdruf, Osterode, Quedlinburg, Rotenburg an der Fulda, Langensalza, Suhl, Sondershausen, Sangerhausen, Schleusingen, Spangenberg, Salzungen, Schmalkalden, Saalfeld, Sontra, Stolberg, Thamsbrück, Themar, Treisa, Weimar, Witzenhausen, Weissensee , Waidkappel , Wasungen , Waltershausen, Zellerfeld.

Bei diesen Einladungsschreiben finden wir, dass damals immer die Stadtbehörde unterzeichnete, und dies ist beibehalten bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts. Mehrere derartige Bekanntmachungen sind uns erhalten geblieben und haben fast ein und denselben Wortlaut wie die folgende:

"Demnach auf den 16ten July, wird seyn sonntags nach Margerethentag, Schützenhof allhier gehalten, und nebst anderen umb einen freyen Bräu geschossen werden soll; alß wird solches zu Menniglicher Wissenschaft hiermit notificiert und Kund gethan, damit sich ein jeder, so mitzuschiessen Iust hat, auf bestimbten tag zu gewöhnlicher Zeit beym Schützenhause am grossen teiche einfinden, und des Herrn Schützenmeisters ordnungsmessiger Veranstaltung genauer bezeigen möge. Heiligenstadt den 8. July 1713. Schultheis, Bürgermeister (Siegel) und Rath." Für 1714 heisst es dann Schützenhof wird seyn sontag nach Mariae Heimbsuchung den 8. July; 1718 auf den 24. July sonntag nach Mariae Magdalenentag; 1720 auf den 10. August Laurentii u. s. f.

Selten ist das Schützenfest ausgefallen und die Gründe hierfür finden wir hie und da erwähnt. Es fiel z. B. 1760 aus, und die nicht ausgeschossene Schützenköhre wurde laut amtlicher Bekanntgabe vom 6ten Juny 1763 zum Verkauf ausgeboten; 1761 und 62 hatte das Ausschiessen des "freyen Köhrbräues" stattgefunden. 1772 soll der "Geldklemmen wegen und wahrlich betrübten Zeiten wegen der Schützenhof aufgehoben und das Gebräu für bessere Zeiten aufbehalten werden;" hingegen wurde gestattet, dass 100 fl., vom Kurfürsten zum Schiessen verehrt, ausgeschossen werden durften an einem Tag; (aber kein Aus-und Einzug, und keine Metzger, Bäcker und Zinngiesser durften Sachen aufstellen.) Auch 1809 fällt das Schützenfest auf Verlangen der Schützencompagnie der bedrängten Zeiten und Geldverlegenheiten wegen aus mit Genehmigung des Harzdepartements-Präfekten. 1815 sollte es auch nach Ansicht des Kreisamtmanns der knappen Gelder und schlechten Zeiten wegen ausfallen, allein die Schützencompagnie war nicht damit einverstanden, verwandte sich höheren Orts und erhielt Erlaubnis und auch die Steuerfreiheit des Gebräues. In den voraufgegangenen wie folgenden Jahren fand es regelmässig statt bis zum Jahre 1826, in welchem die Verlegung der sogen. Kunststrasse (Nordhäuser Chaussee) vorgenommen und dieserhalb seitens des Landrats von Bodungen verboten wurde, bei dem Schützenhaus zu schiessen. Man beabsichtigte damals daraufhin das Schützenhaus zu verkaufen und den Schützenplatz auf die "alte Wiese" oder auf die "alte Burg" zu verlegen. - An letzterem Orte scheint 1826 das Schiessen stattgefunden zu haben, da die Kämmereikasse 18 Tlr. für derartige Feierlichkeit in Ausgabe stellt. Im Jahre 1827 wurde jedoch am alten Platze eine Schutzmauer gebaut, und daraufhin kam dann die landrätliche Genehmigung zur ferneren Abhaltung des Schiessens. Im Jahre 1866 und 1870 fiel die Festlichkeit der Kriegszeiten wegen aus.

Die Gewinne auf den einzelnen Scheiben und auf den Vogel bestanden in Geld und auch in zinnernen oder seit 1830 in silbernen Gegenständen. Der Kurfürst gab, wie wir früher erwähnt haben, häufiger wohl Geschenke in Dukaten u. dergleichen mit. Selbst der französische (Generalgouverneur Brouard in Erfurt schenkte 1807 6 Thlr. zum Schützenfeste, welches auf den 16. August angesetzt war. Ob es im Jahre 1807 dennoch gefeiert worden ist, scheint zweifelhaft zu sein.

Der erste Schuss auf dem Haupt-Scheiben-stande wurde fast immer schon seit alter Zeit her von einem der höchsten Beamten für den Landesherrn getan. Im Jahre 1830 hatte so der Landrat und Leutnant von Bodungen für Seine Majestät den besten Schuss getan und als Andenken wurde der Schützengesellschaft eine goldene Medaille allergnädigst verliehen. Das betr. Kabinets-Schreiben lautet:

"Die Schützengesellschaft empfängt auf Ihre Anzeige von dem durch den Lieutnant von Bodungen in Meinem Namen geschehenen besten Schuss die beikommende goldene Medaille als Andenken. Der Preis des Schusses bleibt, den Schützen zur Disposition. Berlin den 9. September 1886. gez. Friedrich Wilhelm."


Im Jahre 1870 erzielte der Landrat von Hanstein für Sr. Majestät den Kaiser Wilhelm I. gleichfalls den besten Schuss (das halbe Gebräu); auch hier wurde eine goldene Denkmünze von Sr. Majestät der Schützengesellschaft huldvollst verliehen. (Kabinetschreiben datiert von Baden-Baden 1. Oktober 1876.)

Die besten Schützen auf den einzelnen Ständen erhalten, falls sie Mitglieder der Gesellschaft sind, als Ehrenabzeichen eine Kette von verschiedenen Denkmünzen (gestiftet von den betr. Gewinnern) zum Umhängen bei den Ein- und Auszügen. Als Hauptmann oder Schützenmeister der Gesellschaft wurde in den frühesten Zeiten stets von der Stadtbehörde ein Mitglied des Magistrats (vielfach der zweite Bürgermeister) bestimmt. Dem Magistrate stand die Ernennung des Koinpagnie- führers und der Leutnants zu bis zum Jahre 1829; nur 1814 und 1815 stellte die Kommission zur Organisierung des Bürgerbataillons die Hauptleute und Schützenleutnants an. Nach dem Jahre 1829 wurden der Hauptmann und die Offiziere von den Schützen gewählt, nachdem vom Magistrate geeignete Personen in Vorschlag gebracht waren. Das Recht der Beaufsichtigung und Bestätigung hatte sich der Magistrat vorbehalten.


Heute feiern die Schützen ihr Fest am ersten Juliwochenende. Am Zweck des Schützenfestes - Traditionspflege, sportlicher Wettkampf, ausgelassene Feiern mit Musik und Tanz daran hat sich in all den Jahrhunderten wenig geändert.

Die Vorwettkämpfe

Um dem eigentlichen Schützenfest mehr Raum für Tradition und der Geselligkeit zu geben, werden einige Wettkämpfe bereits im Vorfeld ausgetragen. Eine Woche vor dem Schützenfest treffen sich die Schützen auf der Schießsportanlage, um den Silberkönig und den Jugendkönig zu ermitteln. Beide Wettkämpfe werden mit Kleinkaliber - Vereinswaffen ausgetragen. Die Anwärter auf den Silberkönigstitel schießen auf eine Distanz von fünfzig Metern auf eine normale Zielscheibe, wie sie auch in Wettkämpfen verwendet wird. Um die Spannung zu erhöhen dürfen nur drei Schuss abgegeben werden, von denen der erste eingesehen werden darf. Der beste Treffer wird gewertet. Währenddessen kämpft die Jugendgruppe um den Titel des Jugendkönigs.



Der Jugendkönig 2005 hat den Vogel abgeschossen

Anfangs wurde noch auf Scheiben geschossen, mittlerweile kämpft die Jugend jedoch gegen einen stilisierten Adler aus Sperrholz auf eine Distanz von 50 Metern. Wie in alten Zeiten werden die Trophäen entsprechend des Ranges abgeschossen - rechter Flügel, linker Flügel, Krone, Apfel, Zepter. Letztendlich auf das Korpus, um den neuen Jugendkönig zu ermitteln.

Am darauffolgenden Montag treffen sich der Heiligenstädter Stadtrat und die Heiligenstädter Handwerker und Gewerbetreibenden auf der Schießsportanlage, um ihre neue Majestät zu küren. Geschossen wird nach den Regeln der Sportordnung mit Kleinkaliber auf 50m Distanz. Mit drei Probe- und fünf Wertungsschüssen gilt es, die höchste Gesamtpunktzahl zu erreichen. Diese beiden Wettkämpfe lehnen sich an alte Traditionen an.



Stadtrat und Handwerker ermitteln ihre Majestäten

In den stürmischen Zeiten vergangener Jahrhunderte rekrutierte sich die Bürgerwehr aus der Heiligenstädter Handwerkerschaft und hatte die Aufgabe, die Stadt vor feindlichen Angriffen zu schützen. Die Bürgerwehr unterstand dem Bürgermeister und dem Stadtrat. Heute ergibt sich die Möglichkeit, neben dem sportlichen Wettkampf in lockerer Gesellschaft das Gespräch zwischen Abgeordneten und Handwerkern zu finden, um so auch eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen.

Die Eröffnung des Schützenfestes

Das eigentliche Schützenfest beginnt am Freitag Abend mit dem Auszug der Schützen zum Kriegerdenkmal, um dort feierlich einen Kranz niederzulegen. Damit soll denjenigen die Ehre erwiesen werden, die als Opfer von Gewalt ihr Leben lassen mussten. Gleichzeitig wird ein Signal der Mahnung gesetzt, ein Blutvergießen wie in den beiden Weltkriegen nie wieder zuzulassen. Zuvor wird der Schirmherr des Schützenfestes - der Bürgermeister mit einem Ehrendefilee zu Hause abgeholt.



Kranzniederlegung am Schützendenkmal

Nach der Kranzniederlegung reihen sich die anwesenden Ehrengäste und Stadträte in den Zug ein und marschieren zum Rathaus, wo das Schützenfest durch den Bürgermeister offiziell eröffnet wird. Dies wird den Bürgern durch das Setzen von Böllern lautstark kundgetan.



Ehrendefilee am Rathaus

An dieser Stelle werden auch die bisher ermittelten neuen Majestäten des Heiligenstädter Stadtrates und der Schützenkönig der Heiligenstädter Handwerker proklamiert.

Ebenfalls an diesem Abend werden vor dem Rathaus der neue Silberkönig und der Jugendkönig durch den Schützenoberst proklamiert. Während der Jugendkönig schon bekannt ist, war es ein gut gehütetes Geheimnis , wer denn eine Woche zuvor die "Beste Zehn" geschossen hat. Der neue Silberkönig bekommt eine silberne Kette, die er ein Jahr lang tragen darf, einen Königsorden, eine Ehrenscheibe und eine Urkunde mit dem Glückstreffer und den Königssäbel überreicht. der Jugendkönig erhält als Trophäe eine Ehrenscheibe und einen Königsorden.

Nach dem Ehrendefilee der neuen Majestäten ziehen alle zur Stadthalle, wo bei zünftiger Blasmusik ein Kommersabend gefeiert wird. In den letzten Jahren hat es sich zur Tradition entwickelt, daß die Mitglieder des Heiligenstädter Karnevalsvereins, der in der Stadthalle sein Domizil hat, mit einem kleinen Programm aufwarten.



Showeinlage des HCV

Und wenn dann erst "Die Glocken von Rom" klingen, kann man nur diejenigen bedauern, die nicht dabei waren.

Aufsetzen des Schützenvogels

In den Morgenstunden des Schützenfest-Samstages treffen sich die Jungschützen an der Vogelstange, um den Schützenvogel aufzusetzen. In vielen Vereinen wird heutzutage das Königschießen als regulärer Wettkampf nach den Regeln des Deutschen Schützenbundes durchgeführt. Die Schützengesellschaft von 1305 Heiligenstadt jedoch hat sich die Tradition bewahrt und zieht zum Schützenfest zur Vogelstange auf dem Gelände des früheren Schützenplatzes, dem jetzigen Gesundbrunnenstadion.



Einsetzen des Schützenvogels in den Vogelkasten

Der Schützenvogel in der Form und Größe eines Entenadlers wird seit 1993 von unserem Ehrenvorsitzenden Dieter Breitenbach aus Holz gefertigt. Das Korpus und die Teile des Vogels werden dunkelbraun angestrichen, die Krone, das Zepter und der Apfel sowie die Faust von beiden Krallen sind in gelb bzw. goldfarben gehalten.



Die Vogelstange

Die Vogelstange hat eine Höhe von etwa elf Metern. Geschossen wird traditionsgemäß mit Schrot auf eine Distanz von 15 Metern. Um den Schützen und Gästen die Verfolgung des spannenden Wettkampfes zu ermöglichen, muss den gestiegenen Sicherheitsbestimmungen Rechnung getragen werden. Der Königsvogel wird in einem stahlbeschlagenen Kasten befestigt und mit einer Winde durch die Jungschützen der Schützengesellschaft aufgezogen. Währenddessen sind die anwesenden Schützen damit beschäftigt, das Umfeld der Vogelstange abzusperren und die Zelte für Waffenwart und Schreiber aufzubauen. Schließlich kann es ja auch zum Vogelschießen einmal regnen. Dies ist allerdings seit der Wiedergründung noch nicht vorgekommen. Die anderen unterstützen die Jungschützen an der Winde. Das Gewehr wird in einer speziellen Halterung eingespannt, so dass die Geschosse nur Ziele innerhalb des Kastens treffen können und Außenstehende nicht gefährdet werden. Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird mit einem Glas Sekt auf das Werk angestoßen.

Der amtierende Schützenkönig ist in der Regel hierbei nicht zugegen, da er alle Hände voll zu tun hat. Bevor der neue König ausgeschossen wird, holt ihn die Schützenkompanie mit Musikkapelle und Böllerschießen in seiner Wohnung ab. Es hat sich in den vergangenen Jahren eingebürgert, dass die Schützen nach dem teilweise recht langen Anmarsch vom König mit einem Biwak empfangen werden, bei dem Speisen und vor allem Getränke gereicht werden. Die anwesende Kapelle - seit Jahr und Tag die "Silberhäuser Musikanten" - spielt hierzu das eine oder andere Ständchen.



Biwak beim Schützenkönig

Königschießen

Nachdem alle gesättigt sind, marschiert der Zug mit Musik zur Vogelstange, begleitet von Bürgern und Gästen der Stadt Heiligenstadt. Dort wird vom Schießsportleiter das Reglement zum Königsschießen verlesen, dem sich die Schützen unterzuordnen haben. Der erste Schuss wird in der Regel durch den Bürgermeister abgegeben. Die Reihenfolge des weiteren Schießens wird durch das Los bestimmt. Die Lose werden durch den Sekretär der Schützengesellschaft ausgegeben. Er ist im weiteren Verlauf auch für das Führen der Schießkladde und die Kassierung des Startgeldes verantwortlich.



Warteschlange zum Vogelschießen

Zu Beginn des Schießens ist der Andrang recht groß, da es gilt, die Trophäen abzuschießen, als da sind in der Rangfolge: rechter Flügel, linker Flügel, Krone, Apfel, Zepter. Sobald die Trophäen gefallen sind, wechseln sich meist nur noch diejenigen Schützen in der Reihe ab, welche Ambitionen haben, Schützenkönig werden zu wollen.



Schießen auf den Schützenvogel

Dieser Wettstreit kann sich über mehrere Stunden hinziehen. Dabei achtet jeder der teilnehmenden Schützen darauf, dass keiner die Reihe verlässt. In diesem Fall würde er vom weiteren Schießen ausgeschlossen. Sobald zu erwarten ist, dass auch der Korpus bald fällt, wird durch das Setzen eines Böllers die "heiße Phase" des Königschießens bekannt gegeben. Durch Beschluss des Vorstandes kann jetzt nochmals die Reihenfolge der verbleibenden Schützen neu ausgelost werden. Schützenkönig bzw. Schützenkönigin ist, wer das letzte Stück vom Korpus abschießt, sei es noch so klein. Das Ende des Schießens wird wiederum durch einen Böller verkündet. Anschließend treten die Schützen an, um die Auswertung des Königsschießens durch den Schützenoberst zu verfolgen. Es werden nun die Orden für die Trophäen überreicht. Zum Schluß bekommt der neue Schützenkönig bzw. die Schützenkönigin durch den scheidenden Schützenkönig die silberne Kette und der Königssäbel überreicht. Weiterhin erhält er einen Königsorden, eine Ehrenscheibe und einen Aufnäher auf die Schützenuniform. Diejenigen Schützen, welche eine der Trophäen abgeschossen haben, erhalten eine entsprechende Medaille zum Anhängen an die Schützenuniform.
Von den Majestäten wird erwartet, dass sie in seiner Amtszeit den Verein bei allen Ausmärschen und festlichen Anlässen repräsentieren. Weiterhin sind sie er verpflichtet, die Königskette um eine silberne Münze oder Medaille zu erweitern.
Danach hat die neue Majestät die Ehre, auf die frisch erworbene Königswürde ein "Faß edlen Bieres" an die Mitglieder auszugeben.



Königsbier

Festausmarsch

Am Sonntag des Schützenfestes ist der Große Festausmarsch der Schützen vom Schützenhaus durch die Heiligenstädter Altstadt zur Stadthalle. Zu diesem Anlass kommen die Schützengesellschaften und -vereine der anderen Eichsfeldstädte, um den Zug durch ihre Anwesenheit zu bereichern. Die Majestäten werden dadurch geehrt, dass sie nicht im Umzug mitlaufen müssen, sondern in schmucken Cabriolets der Heiligenstädter Autohäuser gefahren werden. In der Stadthalle geben dann die "Silberhäuser Musikanten" ein zünftiges Konzert in voller Besetzung.



Konzert der Silberhäuser Musikanten

Die Frauen der Schützengesellschaft warten dazu mit Kaffee und Kuchen auf. Währenddessen wird zwischen den Schützen der Vereine reger Erfahrungsaustausch gepflegt oder auch nur locker geplaudert. Währenddessen ist für die jungen Gäste des Schützenfestes durch anwesende Schausteller für Unterhaltung gesorgt. Auch die Eichsfelder Bogengilde nutzt die Gelegenheit, sich den Gästen zu präsentieren. Mit den Klängen der Blasmusik klingt dann der offizielle Teil des Schützenfestes aus.

Beerdigung des Schützenfestes

Am Montag trifft man sich in lockerer Runde zur Beerdigung des Schützenfestes. Waren es anfangs noch eine handvoll Schützen, die sich am Montag nach dem Schützenfest im "Haus des Handwerks" trafen, so hat es sich mittlerweile bei vielen eingebürgert, den Montag nach dem Schützenfest frei zu nehmen und das Wochenende gemeinsam in Ruhe zu beenden. Zu Grabe getragen wird seit einigen Jahren symbolisch für das Schützenfest die "Königspatrone", also die Schrotpatrone, mit welcher der neue Schützenkönig den letzten Schuss abgegeben hat.





Seebestattung des Jubiläumsschützenfestes 2005

Es schließt ein kräftiges Frühstück an mit Eichsfelder Spezialitäten, zu dem auch das eine oder andere Bierchen gehört. In dieser Runde findet dann eine erste Auswertung des Schützenfestes statt. Es ist immer Platz für Lob und Kritiken. Auch eine erste Fassung des Schützenfest-Videos vom Vereins-Kameramann Frank Wellmann ist bereits zu sehen. Nach und nach wird der Kreis dann kleiner und wieder geht ein gelungenes Schützenfest in Heiligenstadt zu Ende.


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